Offizieranwärterbataillone sollen offenbar abgeschafft werden

Berlin - Einer grundlegenden Ausbildungsreform im Heer sollen offenbar auch die beiden verbliebenen Offizieranwärterbataillone zum Opfer fallen. "Die OA-Bataillone sollen aufgelöst werden", sagte der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr, Vizeadmiral Joachim
Rühle, auf dem Berliner Colloquium der Clausewitz-Gesellschaft in einer Ansprache zur Lage der Bundeswehr.

Vizeadmiral Rühle spricht bei der Clausewitz Gesellschaft.
Bild: Clausewitz Gesellschaft e.V. / W. Fett
Mit dieser Reform werde dem Wunsch entsprochen "die Ausbildung des Offiziernachwuchses wieder in die Truppe zu geben", betonte Rühle weiter. Verschiedene Medien berichteten ebenfalls, dass die Ausbildung der Offiziere wegen der hohen Abrecherquoten auf den Prüfstand gestellt werden solle. So sprachen unter anderem die dpa und das Hamburger Abendblatt davon, dass die Ausbildung der Offizieranwärter künftig dezentral und damit "heimatnäher" stattfinden solle. Sogleich mahnte der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages Hans-Perter Bartels (SPD) an, dass es für eine Dezentralisierung mehr Personal in Form von Ausbildern bräuchte.

Die OA-Bataillone waren 2006 mit dem 76. Offizieranwärterjahrgang des Heeres eingeführt worden. Sie verkürzten den Dienstabschnitt vor dem Studium von 36 auf 15 Monate und glichen das Ausbildungsmodell an die der Luftwaffe und Marine an. Nach der Auflösung eines der drei Verbände in Idar-Oberstein steht jeweils ein OA-Btl mit drei Ausbildungskompanien zu vier Zügen in Munster (Niedersachsen) und eines mit zwei Ausbildungskompanien zu vier Zügen in Hammelburg (Bayern). Neben einem Durchgang Offiziersanwärter jährlich bilden die Verbände auch den Lehrgang Infanteristische Kernbefähigung (LIKE, früher ÜLE) aus.

Immer wieder beklagten Kritiker, dass der Führungsnachwuchs durch die zentrale Ausbildung wenig Bezug zur Truppe habe ("im eigenen Saft kochen") und Führungsfähigkeiten zu wenig herausbilden könne. Von Praktika abgesehen kommen Heeresoffiziere zurzeit erst nach rund sieben Jahren Dienstzeit in die erste Truppenverwendung. Zuletzt war auch im Zusammenhang mit einem tödlichen Eingewöhnungsmarsch im niedersächsischen Munster immer wieder von "Drill" (Die Zeit) oder "Kadettenmetalität" (Spiegel Online) und Konkurrenzdruck in den Ausbildungseinheiten die Rede. Wie eine neue Aufteilung der Ausbildung aussehen kann und ob auch die Feldwebelanwärter-Bataillone betroffen sind, ist noch unklar.

SichPol.de / Pik

Kommentare

  1. Die Auflösung ist bereits länger bekannt, zumindest in der OA-Ausbildung selber. Wenn da steht "Dem Wunsch, die Offizierausbildung wieder in die Truppe zu legen wurde entsprochen", kann man tatsächlich mal, mehr oder minder, von einer Verarbeitung der Kritik aus den Reihen der Lehrgangsteilnehmer sprechen.

    Allerdings ist eine Zahl nicht korrekt: Zumindest das OA-Btl in Munster verfügt(e) über eine dritte Kompanie zu vier Zügen.
    Des weiteren wurde bereits im letzten OA-Jahrgang ein Teil der Anwärter ausgelagert, da die OA-Btl schlichtweg überfüllt waren.

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  2. Vielen Dank für den sachdienlichen Kommentar. Wir haben den Artikel aktualisiert. SichPol.de/PvK

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