Berlin - Europas führender Flugzeugbauer Airbus plant neue militärische Derivate von bereits eingeführten zivilen Passierflugzeugen. Wie der Chef der Rüstungssparte des Konzerns,
Fernando Alonso, auf der
Singapur Airshow sagte, seien bereits mehrere Kunden in Südostasien an einer Marine-Version des A320neo interessiert. Mehrere
Medien berichteten übereinstimmend, Alonso benannte auf einem Panel in Singapur als Interessenten Malaysia, Indonesien und die Philippinen. Sie seien mögliche Erstkunden für eine A320neo MPA-Version.
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Die A320neo in der zivilen Version. Bild: Airbus. |
Wie weit die Entwicklung einer neuen Plattform als Marine-Fernaufklärer und U-Boot-Jäger bereits gediehen ist, scheint fraglich. Zwar hatte Airbus in den vergangenen Jahren vor allem mit umgerüsteten A330 MRTT (Multi-Role-Tanker-Transport) erfolgreich eine zivile Plattform in die Militärsparte überführt. Aber die beachtliche Ingenieurleistung zur Anpassung an die Anforderungen der MPA/ASW-Rolle dürfte nach Einschätzung von Branchenkennern dann doch einen merklich höheren Ingineuraufwand mit sich bringen.
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Die A330MRTT ist als "Voyager" unter anderem im Dienst mit der RAF. Bild: RAF PAO. |
Als Knackpunkte gelten die Entwicklung eines Waffenschachtes, Abwurfvorrichtungen für Sonarbojen und die Integration von Sonar- und Radarsystemen in das bislang ausschließlich kommerziell entwickelte Flugzeug. Andererseits hätte der A320neo mit seiner hohen Treibstoffeffizienz und Reichweite gute Vorraussetzungen über lange Zeit in Dienst zu bleiben und weiterentwickelt zu werden. Vor allem die Erfüllung von spezifisch taktischen Forderungen könnte - wie bereits jetzt beim A400M - zur Herausforderung werden.
Gleichzeitig scheint es fraglich, ob es international den notwendigen Markt für die Neuentwicklung einer MPA/ASW Plattform gibt. Zwar melden alle Seestreitkräfte einen deutlich gestiegenen Bedarf und vor allem im Nordatlantik spitzt sich die Lage nach Angaben des höchsten NATO-Marineoffiziers Adm. Cliff Johnston und nach Aussagen des ehem. US-Marineoberbefehlshabers in Europa, Adm. Mark Ferguson deutlich zu. Beide fordern deutlich mehr U-Jagd-Fähigkeiten.
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Ist zwischen diesen beiden noch Platz? Boeing P-8A Poseidon und Kawasaki P-1. Bild: US Navy. |
Doch mit der Boeing P-8A Poseidon sind die großen Verträge mit den USA (120 Stk.), Großbritannien (9 Stk.), Australien (15 Stk.), Indien (12 Stk.) und Norwegen (5 Stk.) bereits abgegrast. Als Konkurrenz steht die japanische Kawasaki P-1 bereit, welche mit bis zu 70 Stk. an die Japanische Marine geht. Ferner konkurriert Airbus mit einer kleineren Klasse von MPA auf Basis der ATR 72, Saab 2000, Embraer 145 und Global 5000. Alle genannten Muster sind bereits marktverfügbar. Airbus müsste mit einer A320neo MPA auf die Hauptabnehmer Deutschland und Frankreich setzen (jeweils ca. 10 Maschinen), wenn deren jetzige Plattformen Anfang bis Mitte der 2030er Jahre ihre Altersgrenze erreichen und zusätzlich mindestens zwei oder drei wesentliche außereuropäische Abnehmer finden.
SichPol/pvk
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