Berlin - Die europäische Kommission plant eine umfassende Datenbank zur Erfassung, Registrierung und Verwaltung von Drohnen und militärischer Drohnentechnologie in allen Mitgliedsstaaten. Wie aus der Antwort der Kommission auf eine schriftliche parlamentarische Anfrage am Montag hervorgeht, solle eine "öffentliche Datenbank über unbemannte Flugsysteme (UAS) {geschaffen werden}, um die Erfassung und Konsolidierung vorhandener Informationen zu erleichtern und für mehr Transparenz der laufenden Aktivitäten zu sorgen." Es wäre die erste öffentliche, umfassende Datenbank über UAS Technologie überhaupt.
Airbus Lösung zu MALE auf der ILA. Bild: SichPol.de/pvk |
Zunächst sollen Forschungsprojekte und Entwicklungsstände von Programmen erfasst werden, in denen die EU mit Fördergeldern oder anderen Zuwendungen beteiligt ist. Offenbar ist die Struktur der Datenbank bereits existent, da zwei Forschungsprojekte zu autonom agierenden Drohnen in der Datenbank bereits erfasst wurden. In der schriftlichen Antwort der Kommission heißt es dazu: "Im Rahmen des Pilotprojekts zur Verteidigungsforschung werden die beiden miteinander zusammenhängenden Projekte EuroSWARM und TRAWA erfasst. Mit EuroSWARM sollen Schlüsselfunktionen für den Einsatz unbemannter SWARM-Systeme (Zuweisung von Aufgaben, Ressourcenmanagement, Sensorfusion und Netzwerk) entwickelt werden. TRAWA soll einen Beitrag zur Entwicklung von Standards für ein drohnentaugliches Detect-and-Avoid-System leisten." Die ursprüngliche Anfrage richtete sich vor allem auf die menschenrechtlichen Aspekte der Grenzüberwachung mittels autonom agierenden Drohnenschwärmen.
Unklar blieb in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage, ob die Datenbank die bisherigen Erfassungssysteme der Luftfahrtbehörden der Mitgliedsstaaten ergänzen oder auf mittlere Sicht vollständig ersetzen soll. Zunächst seien, nach Angaben der Kommission, die Unternehmen und Staaten aufgefordert sich zu beteiligen. Welche Anreize oder Verpflichtungen es dafür gibt, sagte die Kommission nicht. Die großen Konzerne bedienen sich in der Regel nur in geringem Maße europäischer Fördermittel. Andererseits wollen sich die meisten Rüstungsunternehmen wohl kaum mittels einer öffentlichen Datenbank in die eigenen Karten schauen lassen.
Interessant ist, dass sich die Datenbank weniger als Register aller vorhandenen Drohnen ausnimmt, sondern als Zusammenfassung der Rüstungsforschung auf diesem Gebiet. Unklar blieb auch auf telefonische Nachfrage im Pressezentrum der Kommission in Brüssel, inwieweit die Europäische Verteidigungsagentur (EDA) und die vereinbarte ständige strukturierte Zusammenarbeit (PESCO) hier Verantwortung trägt oder mitwirken soll. Neben den großen Rüstungsunternehmen (Kongsberg, Elbin, Leonardo, Airbus, IAI, BAE) arbeiten zahlreiche Mittelständler und auch Start-Ups an Drohnentechnologie, die sich auch im Sicherheitsrat- und Verteidigungsbereich einsetzen lässt.
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SichPol.de/pvk
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