SALIS Flotte bald am Boden?

Berlin - Die ukrainische Regierung hat bei der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO eine Klage gegen Russland eingereicht. In der Streitschrift, welche Medienberichten zufolge am Freitag bei der ICAO in Montreal einging, beklagt Kiev die russische Praxis Wartungszertifikate für Antonov-Maschinen inzwischen ohne Zertifizierung durch den Hersteller zuzulassen. Wenn die Klage Erfolg hat, könnten damit auch die An-124 der Volga-Denpr am Boden bleiben. Sie gelten als Rückgrad der in Leipzig stationierten SALIS (Strategic Airlift Interrim Solution). Auf ihr und der direkt bei der russischen Airline eingekauften Frachtkapazitäten greifen europäische Armeen und Hilfsorganisationen für den Lufttransport in die Einsatzländer zurück.

Eine An-124 entlädt einen Bell UH-1D in Leipzig. Bild: Volga-Denpr


Hintergrund des Streits zwischen Kiew und Moskau ist die Annektion der Krim und der Krieg in der Ostukraine. Seitdem - so behauptet die russische Seite - stelle der staatliche ukrainische Flugzeugbauer Anotonov mit Sitz bei Kiev alle russischen Maschinen hintan und habe die Preise für die Instandhaltung und Generalüberholungen exorbitant erhöht. Russische Militärmaschinen seien zum Teil gar nicht mehr zur Wartung zugelassen worden, heißt es vom staatlichen Luftfahrtamt. Das nimmt die russische Aufsichtsbehörde zum Anlass auch einige russische Flugzeugwerke für die Wartung zu zertifizieren. Das ist - ohne Lizenz des Herstellers - ein Verstoß gegen die Regeln der ICAO.

Interessant ist der Fall für Deutschland gleich doppelt. Nicht nur, dass der strategische Lufttransport an den Großraumfrachtern An-124 'Ruslan' und z.T. an der An-225 'Mirja' hängt. Die russische Luftaufsicht hat auch eine deutsche Firma für die Ausstellung der Zertifikate lizensiert. Die in Frankfurt und Leipzig ansässige AMTES GmbH, eine Tochter der halbstaatlichen Volga-Denpr, wartet und zertifiziert hierzulande neben Boeing Mustern auch Antonov-Maschinen. Auf eine Anfrage von SichPol.de hat AMTES bislang nicht reagiert. Wenn die Klage Erfolg hat, würden die Zertifikate ohne Antonnov-Stempel erlischen. Mit ihnen die internationalen Fluggenehmigungen. Folge wäre ein Grounding der Flotte.

Russland hat insgesamt mehr als 600 Antonov Maschinen bei Fluggesellschaften und den Streitkräften im Einsatz. Die meisten davon kleinere Muster wie die An-24, An-26 oder An-146. Zivil sind 36 An-124 als internationale Schwerlaster unterwegs. Nach einem internen Papier des European Air Transport Commands (EATC) in Eindhoven haben die beteiligten europäischen Nationen im Jahr 2017 allein 288 Mal auf die Dienste der An-124 Flotte zurückgegriffen.
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SichPol.de/pvk

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