Berlin - Die sich anbahnende Spaltung der orthodoxen Kirche zwischen Russland und der Ukraine könnte den fragilen Status quo zwischen den beiden früheren Sowjetrepubliken sprengen. Moskau droht der Ukraine offen mit einem direkten Eingreifen unter der Prämisse, die Gläubigen der russisch orthodoxen Kirche und deren Eigentum zu schützen. Russland wäre bereit, "sofort Maßnahmen zu ergreifen, wenn die Lage dort einen unschönen, illegalen oder gewalttätigen Verlauf nehmen solle", sagte Putins Sprecher Dmitry Peskov am Freitag auf einer Pressekonferenz. Angesichts der Annexion der Krim 2014 und dem folgenden Krieg im Donbas, die seinerzeit mit dem Schutz russischer bzw. russischsprachiger Menschen begründet wurden, eine fast unverhohlene Kriegsansage.
Zuvor hatte eine Synode unter der Leitung des orthodoxen Patriarchen Bartalomäus in Istanbul Unterstützung für eine unabhängige ukrainisch orthodoxe Staatskirche signalisiert und hinter zum Teil verschlossenen Türen wohl auch entsprechende Beschlüsse gefasst, wie mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Teilnehmer des Kirchenparlaments berichteten. Moskau nannte in einer weiteren Pressekonferenz diese Beschlüsse eine Provokation des Patriarchen mit direkter Unterstützung aus Washington. Später bestätigte der Patriarch, dass er der Überzeugung sei, die Ukrainer hätten das Recht auf eine eigene orthodoxe Kirche.
Geld, Güter, Einfluss
Größter Streitpunkt neben dem zivilgesellschaftlichen Einfluss der Orthodoxie in der Ukraine, ist die Verteilung von Kirchengütern und kirchlichen Rechten. Der Patriarch von Kiew, Filaret, hatte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag gefordert, das mindestens zwei orthodoxe Klöster in die neue ukrainisch orthodoxe Kirche übergehen sollten. Gleiches erwarte er von allen Gotteshäusern in denen Ukrainisch gesprochen und geglaubt werde.
Die Synode versuchte sich in moderaten Tönen und forderte Moskau und Kiew dazu auf, sich nicht wegen der weltlichen Gütern und Gotteshäusern zu zerstreiten. Sowohl die Kirchen - vor allem aber die Klöster - gelten als wichtige Einnahmequellen. Sie sind bei Touristen und Wallfahrern beliebt und entfalten beachtliche eigenwirtschaftliche Aktivität. So verwundert es nicht, dass sich Metropolit Antonius - Moskaus geistlicher Stadthalter in Kiew - nicht nur kritisch äußerte, sondern die Beschlüsse der Synode glatt heraus ablehnt.
Gegenwehr aus Moskau
"Was gestern in Istanbul geschehen ist, hat die orthodoxe Welt schockiert. Für uns ändert sich jedoch nichts. Die russisch orthodoxe Kirche ist die einzig kanonische Kirche in der Ukraine", sagte der Geistliche in einem Interview mit dem russischen Auslandssender RT. Bislang steht eine Stellungnahme vom Oberhaupt der russisch orthodoxen Kirche - Patriarch Kyrill - noch aus. Antonius betonte außerdem, dass es weder Priestern noch Gläubigen gestattet sei, sich einer spaltarischen ukrainischen Kirchenorganisation anzuschließen oder sie zu dulden.
Eine solche Kirchenorganisation müsste zunächst geschaffen bzw. gestärkt und mit Leben erfüllt werden. Bislang gilt die orthodoxe Priesterschaft, die vor allem im Süden und im Osten der Ukraine den Diskurs bestimmt, als moskaufreundlich und Sprachrohr des Kremls. Der ukrainische Präsident Viktor Poroschenko begrüßte indes die Entscheidung der Synode "Das ist es, wofür wir lange gekämpft und worauf wir so lange gewartet haben," sagte er in einem Fernsehinterview am Samstag.
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SichPol.de/pvk
Das Erzengel-Michael-Kloser in Kiew gilt als eines der Streitobjekte bei der Abspaltung einer ukrainischen Kirche. Bild: Archiv |
Zuvor hatte eine Synode unter der Leitung des orthodoxen Patriarchen Bartalomäus in Istanbul Unterstützung für eine unabhängige ukrainisch orthodoxe Staatskirche signalisiert und hinter zum Teil verschlossenen Türen wohl auch entsprechende Beschlüsse gefasst, wie mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Teilnehmer des Kirchenparlaments berichteten. Moskau nannte in einer weiteren Pressekonferenz diese Beschlüsse eine Provokation des Patriarchen mit direkter Unterstützung aus Washington. Später bestätigte der Patriarch, dass er der Überzeugung sei, die Ukrainer hätten das Recht auf eine eigene orthodoxe Kirche.
Geld, Güter, Einfluss
Patriarch Bartalomäus: Die Ukrainische Kirche hat das Recht zur Abspaltung. Bild: magentop media |
Die Synode versuchte sich in moderaten Tönen und forderte Moskau und Kiew dazu auf, sich nicht wegen der weltlichen Gütern und Gotteshäusern zu zerstreiten. Sowohl die Kirchen - vor allem aber die Klöster - gelten als wichtige Einnahmequellen. Sie sind bei Touristen und Wallfahrern beliebt und entfalten beachtliche eigenwirtschaftliche Aktivität. So verwundert es nicht, dass sich Metropolit Antonius - Moskaus geistlicher Stadthalter in Kiew - nicht nur kritisch äußerte, sondern die Beschlüsse der Synode glatt heraus ablehnt.
Gegenwehr aus Moskau
Patriarch Filtert wird das erste geistige Oberhaupt einer orthodoxen ukrainischen Kirche. Bild: Wikimedia cc. |
Eine solche Kirchenorganisation müsste zunächst geschaffen bzw. gestärkt und mit Leben erfüllt werden. Bislang gilt die orthodoxe Priesterschaft, die vor allem im Süden und im Osten der Ukraine den Diskurs bestimmt, als moskaufreundlich und Sprachrohr des Kremls. Der ukrainische Präsident Viktor Poroschenko begrüßte indes die Entscheidung der Synode "Das ist es, wofür wir lange gekämpft und worauf wir so lange gewartet haben," sagte er in einem Fernsehinterview am Samstag.
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